In der zehnten Klasse haben Schüler
der Gymnasien in Baden-Württemberg die Gelegenheit, bei einem ein-
bis zweiwöchigen „BoGy“-Praktikum einen Einblick in die
Berufswelt zu gewinnen.
Zu diesem Anlass habe ich mich beim Theater der Altstadt beworben und sofort die Zusage für zwei
Wochen „Reinschnuppern“ ins Theaterleben, besonders im Bereich
Dramaturgie, erhalten.
Das Praktikum begann gleich mit dem
Besuch einer Probe von „Peer Gynt“. Ein sehr heiterer Ton
herrschte, als sich die Probebühne nach und nach mit Schauspielern
und anderen Mitwirkenden am Theater füllte. Man wurde freundlich
begrüßt und selbstverständlich mit „du“ angesprochen, was zu
einer gemütlichen Atmosphäre führte.
Schließlich verstummten die Gespräche
und blitzschnell, völlig mühelos schlüpften die Schauspieler in
die Rollen von Peer Gynt und Co. Ich war völlig überrascht, als man
mit erklärte, dies sei das erste Mal gewesen, dass das ganze Stück
in einem Durchgang geprobt wurde. Denn auch ohne ausgefeiltes
Bühnenbild, ohne Bühnenlicht und Kostüme war man sofort
mitgerissen von den Abenteuern des durchtriebenen Mannes und seiner
Begegnungen dabei.
Es war jedes Mal verwirrend, wenn die
Darsteller wieder „sie selbst“ wurden, nur um dann in
Sekundenschnelle erneut in alle erdenklichen Stimmungen zu verfallen.
Natürlich hat mich diese ganze Probe
auch neugierig gemacht auf die letztendliche Aufführung, die ich auf
jeden Fall besuchen werde.
Doch selbstverständlich besteht das
Praktikum nicht nur aus gemütlichen Probenbesuchen, sondern es fielen
auch vor allem in der ersten Woche nicht ganz so spaßige, aber
trotzdem notwendige Arbeiten an, wie Programme einzutüten, Briefe zu
adressieren und ähnliche. Die können einem mit der Zeit sicherlich
auf die Nerven gehen, gehören aber nun mal auch zu dem Beruf, von
dem ich mir in diesen beiden Wochen ein möglichst realitätsnahes
Bild machen konnte.
Lilli Weinstein vor dem Theater der Altstadt |
Trotzdem war es eine willkommene
Abwechslung, als wir - eine weitere Praktikantin und ich - ein
Theaterprojekt in einer Förderschule begleiten und beobachten
durften. Es war sehr interessant zu sehen, dass sich Theater nicht
nur auf die Bühne beschränkt und auch nicht nur etwas für die
gehobene, ältere Gesellschaft ist.
Inzwischen ist mein Praktikum schon
fast vorbei und ich bin definitiv reicher an Eindrücken und
Erfahrungen. Zwar hatte ich als Praktikantin nicht allzu viel zu tun
mit dem, was man sich allgemein unter dem Begriff „Theaterleben“
vorstellt, doch war ich trotzdem mitten drin und wurde stark
eingebunden und integriert, wodurch ich doch so einiges davon
mitbekommen habe. Wenn ich könnte, würde ich sofort noch eine
weitere Woche am Theater bleiben, da es sicher noch viel mehr zu
erfahren gibt.
Auf jeden Fall bin ich dankbar für das
tolle Erlebnis und werde noch sehen, in wie weit mich das in Bezug
auf meine spätere Berufswahl beeinflusst hat. Ich bin mir jedoch
sicher, dass das nicht das letzte Mal war, dass ich am Theater bin -
ob nun als Zuschauerin oder Mitwirkende.
(Lilli Weinstein, Goethe-Gymnasium Ludwigsburg)